Kapitel III: Rätselhafter Osten (Mysteries of the East)
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Panel 1:
Hier sieht man einen weiteres Anzeichen dafür, wie weit Mina Murray vom
viktorianischen Ideal einer "sauberen" Frau abgefallen ist: sie raucht, und das
gehörte sich einfach nicht für eine Lady. Auch die Herren rauchten damals nicht
in Anwesenheit einer Dame. Man entschuldigte sich für eine Weile und rauchte
woanders.
Panel 3:
Griffins Worte kommen ganz ähnlich in Kapitel 27 von Der Unsichtbare vor:
Nichts steht dem Beginn der Schreckensherrschaft mehr im Wege. Diese meine Botschaft kündigt den ersten Tag an. Port Burdock untersteht nicht länger der Königin, sagen Sie das Ihrem Polizeihauptmann und den übrigen. Es untersteht mir - dem Herrn des Schreckens. Dies ist der erste Tag des ersten Jahres der neuen Ära - der Ära des Unsichtbaren. Ich bin König Unsichtbar der Erste.
(Übersetzung von Brigitte Reiffenstein und Alfred Winternitz)
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Der Tisch besteht anscheinend aus Schiffsplanken. Man erkennt die Schriftzüge
"Hispaniola 1760" und "Skeleton Island".
In The Treasure Island (Die Schatzinsel, 1883) von Robert Louis Stevenson
segelte Jim Hawkins auf dem Schiff Hispaniola zur Skelettinsel (Skeleton
Island). Die Ereignisse im Buch finden "nach 1745" satt, also könnte 1760
durchaus passen.
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In Der Unsichtbare bricht Griffin in einem Laden für Theaterbedarf ein und
stiehlt Sachen, mit denen er sich unter die sichtbaren Menschen begeben kann.
Vielleicht hat er dort den Trick mit der Schminke gelernt.
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Panel 4:
Die "Eruptionen auf dem Mars" kommen im ersten Kapitel von H.G. Wells'
Krieg der Welten (siehe Kap. II, Seite 9) vor.
Der Astronom Ogilvy glaubt, dass die Eruptionen vulkanischer Natur sein könnten,
oder von einem Meteoritenschauer verursacht wurden. Später stellt sich heraus,
dass es die Vorboten einer Invasion der Marsianer zur Erde waren.
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Panel 1:
Die Chinesischen Schriftzeichen auf den Stoffbahnen bedeuten
"Geographie" (auf dem blauen Banner) und "Buch" (auf dem gelben Banner).
Benutzt wird hier die moderne, vereinfachte Schrift (Putonghua Mandarin), die
1954 in China eingeführt wurde. Zur damaligen Zeit wurde aber noch die alte
Schrift verwendet, die heute noch in Hong Kong und Taiwan gebräuchlich ist.
Panel 2:
Die Schriftzeichen an der Wand bedeuten "Doktor".
Panel 3:
"Quong Lee" ist ein weiser alter Teeladenbesitzer aus einer Serie von
Kurzgeschichten von Thomas Burke, die alle in Limehouse spielen. Sie wurden
gesammelt in The Song Book of Quong Lee of Limehouse (1920) und The Pleasantries
of Old Quong (1931).
Die Schriftzeichen auf dem Schild bedeuten "Quong Lee, Lieferant für feinen Tee
aus dem Osten".
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Panel 1:
Das Zeichen auf dem Banner im Hintergrund steht für "Tee".
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Panel 3:
Mehr zur Rotherhithe Bridge siehe Seite 15, Panel 3.
Panel 5:
Hier sind zwei Reklameschilder zu sehen: "Fry's" (am linken Bildrand)
wirbt für den Schokoladenfabrikanten J.S. Fry & Sons, die 1847 den ersten
Schokoriegel produzierten. 1919 fusionierte Fry's mit der heute noch
wohlbekannten Firma Cadbury's.
"Pears" (auf dem Bus) ist der Name einer transparenten Seife, die es heute noch gibt.
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Panel 2:
"Ho Ling" stammt (wie Quong Lee) aus den Limehouse-Geschichten von
Thomas Burke, z.B. The Song of Ho Ling (1921). Dort betreibt er einen Salon, in
dem das chinesische Spiel Fantan gespielt wird.
In Das Geheimnis des Dr. Fu Manchu gibt es eine Opiumhöhle namens "Singapur
Charlie's", die die Protagonisten Petrie und Nayland Smith zu Fu Manchu führen.
Panel 5:
Stella Carson, von der Quatermain in Kap. II, Seite 15, spricht, war
seine zweite Frau. Seine erste Frau hieß Marie Marais und kommt in H.Rider
Haggards Marie (1912) vor.
Dort sagt Quatermain: "Sie war meine erste Frau, aber bitte sprecht nicht mehr
von ihr, denn ich kann es nicht ertragen, ihren Namen zu hören."
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Panel 5:
Das Äußere von Shen Yans Laden entspricht der Beschreibung in Das Geheimnis des Dr. Fu Manchu.
Die Zeichen auf dem Gebäude in der Mitte bedeuten "Mörder", die auf dem Schild
"Shen Yan, Friseur".
Der vierzehige Drache ("Mang") ist ein Symbol für einen hohen Rang, das von
Adligen und Beamten benutzt wurde.
Panel 2:
Das Innere des Ladens deckt sich nicht mit der Beschreibung bei Rohmer.
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Der chinesische Dialog bedeutet auf deutsch etwa folgendes:
Panel 2:
"Der Chef braucht mehr Pinsel. Diese hier schmelzen. Sie dir das an, er
ist nutzlos!"
Panel 3:
Wütender Mann: "Ich will einen anderen."
Ängstlicher Mann: "In Ordnung, schnell, der Chef wartet."
Panel 4:
Ängstlicher Mann: "Bitte vergebt mir. Hier ist ein neuer Pinsel."
Das Gefäß auf dem Bild ist ein sogenannter "Chueh", ein Bronzegefäß, aus dem man
heißen Wein trank und das auch für rituelle Zwecke benutzt wurde. Ab dem 17.
Jahrhundert dienten Chuehs als Grabbeigabe für Adlige.
Panel 5:
"Beeil dich, Idiot, der Chef schreibt ein Gedicht!"
Auf dem Bauch des Mannes steht ein Haiku-Vers:
Haikus sind eine traditionelle populäre japanischen Dichtform, bei der es darum geht, dreizeilige Gedichte zu verfassen, die einem strengen 5/7/5-Silben-Muster folgen und meist mit Jahreszeiten zu tun haben.
Panel 6:
"Seht her! Ich habe einen gefunden!"
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Panel 1:
"Gib ihn her! Ich hab's eilig!"
Panel 2:
"Endlich! Das nächste Mal bist du schneller!"
Rohmer beschreibt Fu Manchus Augen wie folgt:
(Sein Gesicht) war wie die Maske des Bösen und wurde ganz und gar von den wohl unheimlichsten Augen beherrscht, in denen sich je eine menschliche Seele widerspiegelte. Sie schielten ein wenig, waren schmal und lang und von einem glänzenden Grün. Aber das einzigartige Grauen, das sie verbreiteten, beruhte auf einem unheimlichen, häutchenartigen Belag. Ich musste an die membrana nictitans eines Vogels denken, die die Augen verdunkelte, als ich die Tür weit aufriss, und die sich beiseite schob, als ich die Schwelle überschritt, so dass das glänzende Grün der Augen nicht mehr gedämpft wurde.
Ich muss gestehen, dass ich bei seinem Anblick wie zur Salzsäule erstarrte, denn die bösartige Kraft, die von diesem Manne ausging, übertraf alles, was ich kannte.
(Übersetzung von Gustav Adolf Modersohn)
Panel 3:
"Wer bist du?"
Auf dem Banner hinter Quatermain steht wieder "Doktor".
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Panels 2-3:
Opium sieht Teer äußerlich recht ähnlich, hat aber einen ganz
anderen Geruch. Nur ein Opium-Anfänger könnte Teer mit Opium verwechseln. Das
erklärt, warum Quatermain sagt, es sei ihm "peinlich, darauf hereingefallen zu
sein, wie ein Schulbub".
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Panel 3:
Rotherhithe ist ein Londoner Viertel südlich der Themse. Den Tunnel
unter der Themse gibt es wirklich. Der "Rotherhithe Tunnel" war der erste
Unterwassertunnel der Welt. Die ersten Bauversuche (1798 und 1802) wurden
abgebrochen, aber ein dritter Versuch im Jahr 1843 war erfolgreich. Bis 1863
wurde er von Fußgängern benutzt, später von der Eisenbahn, heute fährt dort die
U-Bahn. 1904-1908 wurde ein zweiter Rotherhithe Tunnel gebaut, der für Autos
bestimmt ist. Moore weicht hier also wieder von der "echten" Historie ab.
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Panel 2:
Die Triaden, von denen Quatermain spricht, gab es seit den 1850er
Jahren in Amerika und ab etwa 1890 auch in Limehouse. Dem Gründungsmythos
zufolge wurden sie von den Überlebenden der Zerstörung des Shaolin-Tempels im
Jahr 1674 gegründet.
Panel 4:
"Alienisten" nannte man praktizierende Psychologen, die sich mit
Geisteskrankheiten beschäftigten. Gelegentlich wurden sie von der Polizei um
Hilfe gebeten, um Täterprofile zu erstellen, die meiste Zeit arbeiteten sie
jedoch in den sog. Irrenanstalten. Alienisten waren keine hoch angesehenen
Leute. Mina hat bereits in Dracula Erfahrungen mit ihnen gemacht: Sowohl Dr.
Seward als auch Professor van Helsing sind Alienisten.
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Panel 2:
Wenn es nach der Schrifttafel im Hintergrund geht, ist diese Herberge
voll von Autoren fantastischer Literatur. Die Namen entsprechen den Schöpfern
der Hauptfiguren in LEAGUE:
"oyle" = Arthur Conan Doyle (Sherlock und Mycroft Holmes)
"Hagga" = H. Rider Haggard (Allan Quatermain)
"Poe" = Edgar Allan Poe (C. Auguste Dupin)
"Rohm" = Sax Rohmer (Fu Manchu)
"Stev" = Robert Louis Stevenson (Dr. Jekyll und Mr. Hyde)
"Stok" = Bram Stoker (Mina Murray)
"Vern" = Jules Verne (Kapitän Nemo)
"Wel" = H.G. Wells (Hawley Griffin, Der Unsichtbare)
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Panel 8:
Im Hintergrund steht "Are You Ready To Die" (Bist du bereit zu
sterben?) an der Wand. Solche Sinnsprüche waren in viktorianischen Arbeits- und
Armenhäusern durchaus üblich und sind z.B. auch in Alan Moores From Hell zu
sehen.
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